Wir alle sind frustriert von dem, was in Russland passiert. Deshalb gibt es eine kontroverse Debatte über den angemessenen Umgang mit dem riesigen Nachbarland der EU im Osten (ZEIT Nr. 20/13). Aber unsere politischen Kollegen in Moskau sind auch frustriert vom Westen ganz allgemein. Die Situation lässt sich nicht verstehen, wenn man nicht auch darauf einen Blick wirft.

Aus Moskauer Sicht hat der Westen nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion die Schwächen Russlands gnadenlos ausgenutzt: Nato und EU haben sich nach Osten hin erweitert, Russlands Solidarität mit den USA nach dem 11. September wurde nicht anerkannt. Zu allem Überfluss fanden ringsherum in der Ukraine oder Georgien Revolutionen statt. Polen und Tschechien entwarfen Raketenabwehrpläne, während Moskau bei weltpolitischen Entwicklungen ausgegrenzt wurde. Putin listete das alles in seiner Wutrede im Februar 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz detailliert auf.