Neuer Dienstwagen für Berlins Senatschef Michael Müller: Der Regierende Bürgermeister steigt von Audi auf einen Mercedes um.

In den sozialen Netzwerken war die Staatskarosse von US-Präsident Barack Obama der Hit. Der Cadillac („The Beast“, das Tier) ist mit seinen acht Tonnen Gewicht eine rollende Festung. Nun rüstet auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (51) auf. Auch er rollt bald mit einer motorisierten Festung über die Straßen der Hauptstadt. Noch vor Weihnachten bekommt er seinen neuen Mercedes S 600 Guard ausgeliefert. Die gepanzerte Spezial­limousine ist nach neun Monaten Bauzeit fertig. „Willy Brandt ist schon Mercedes gefahren“, kommentierte ein Sprecher der Senatskanzlei gegenüber der Berliner Morgenpost. Man stehe da also durchaus in einer Tradition, so der Sprecher weiter.

Müllers Amtsvorgänger Klaus Wowereit (SPD) war während seiner Amtszeit auf einen Audi A8 umgestiegen. Dass Müller nun selbst wieder auf eine andere Marke setzt, hat laut Senatskanzlei auch damit zu tun, dass Mercedes in Marienfelde 500 Millionen Euro in ein Motorenwerk investiert. „Bei Mercedes handelt es sich um ein Unternehmen, das in Berlin Arbeitsplätze schafft. Das hat in die Entscheidung mit hineingespielt“, heißt es aus dem Roten Rathaus. Außerdem war der Leasing­vertrag für den Audi ausgelaufen. Der Mercedes S600 wird für drei Jahre geleast.

Der Boden ist mit einer Metallplatte gesichert

Zu den genauen technischen Details des neuen S 600 Guard und dem Preis wollen sich weder Mercedes noch die Senatsverwaltung äußern. „Zu Kundenfahrzeugen geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, heißt es von dem Stuttgarter Unternehmen. Bekannt ist allerdings, dass das Modell 530 PS unter der Haube hat und bei 210 Stundenkilometern in der Spitze aus Sicherheitsgründen gedeckelt ist. Der Boden ist mit einer Metallplatte gesichert, die Fenster sind splittersicher. Gefahren wird das Auto (4 Tonnen Gesamtgewicht) von einem speziell ausgebildeten Fahrer.

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Zum Preis gibt es unterschiedliche Angaben. Die Einstiegsvariante der S-600-Serie liegt bei rund 160.000 Euro. In der gepanzerten Maybach-Spitzenversion kostet der Wagen mehr als eine halbe Million Euro. Die Version von Müller wird in der Mitte liegen. Die „Bild“-Zeitung hatte von 325.000 Euro Kosten berichtet. In der Senatsverwaltung wollte man das weder bestätigen noch dementieren.

Fest steht, dass der neue S 600 des Regierenden eines der sichersten Autos in Berlin sein dürfte. Denn das Fahrzeug erfüllt die Voraussetzungen der Schutzklasse VR9. Konkret heißt das, dass das Fahrzeug einem Beschuss aus einem Nato-Sturmgewehr mit Stahlhartkern-Munition standhalten müsste. Laut Mercedes wurde der S 600 in ballistischen Prüfverfahren aus allen Winkeln beschossen, um die Widerstandskraft zu testen. Stahlarmierungen, Spezialglas und zusätzliche Schutzpanzerungen an Unterboden und Dach würden rundum die geforderte Sprengwirkungshemmung zeigen und die gemessenen Druckwerte im Fahrzeuginneren unter den zulässigen Grenzwerten liegen, heißt es. Selbst bei einer gleichzeitigen Sprengung von zwei Handgranaten hielte der S-Guard stand, so der Hersteller.

Die Panzerung hat allerdings auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten des Fahrzeugs. Aufgrund des Gewichts entsteht im Falle eines Crashs eine völlig veränderte Situation im Vergleich zum Serienfahrzeug. Eine spezielle Software soll hier Abhilfe schaffen. Vergrößerte 6-Kolben-Bremssättel und deutlich größere Bremsscheiben an der Vorderachse sowie die wesentlich stärker ausgelegte Bremse an der Hinterachse sind im Einsatz, um das Mehrgewicht zu beherrschen. Laut Mercedes liege die Bremsleistung so auf demselben Niveau wie bei ungepanzerten Fahrzeugen.

Mit seinen vier Tonnen ist das neue Dienstfahrzeug Müllers aber immer noch ein wahres Leichtgewicht im Vergleich zu Barack Obamas 8-Tonnen-Cadillac. Denn trotz eines 1000 PS-Motors erreicht die US-Staatskarosse lediglich eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 130 Stundenkilometern. Und nach 100 Kilometern ist der Tank der Mega-Karosse bereits leer – außerorts. Im Stadtverkehr wäre die Fahrt sogar noch deutlich früher vorbei.

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