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Streit um den Begriff „Mohr“: Theologin wirft Übersetzern der Lutherbibel Rassismus vor

Streit um den Begriff „Mohr“: Theologin wirft Übersetzern der Lutherbibel Rassismus vor

Streit um den Begriff „Mohr“: Theologin wirft Übersetzern der Lutherbibel Rassismus vor

Luther-Bibel
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Luther-Bibel Foto: picture alliance/ dpa
Streit um den Begriff „Mohr“
 

Theologin wirft Übersetzern der Lutherbibel Rassismus vor

Die feministische Theologin Eske Wollrad hat den Übersetzern der revidierten Lutherbibel 2017 Rassismus vorgeworfen. Das dort verwendete Wort „Mohr“ sei aufgrund seiner kolonialen Negativbedeutung abzulehnen. Die Bibel kenne keine „Rassen“ und keine Hautfarben, begründete sie ihre Forderung nach einer Streichung des Begriffs.
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HANNOVER. Die feministische Theologin Eske Wollrad hat den Übersetzern der revidierten Lutherbibel 2017 Rassismus vorgeworfen. Die Geschäftsführerin des „Evangelischen Zentrums Frauen und Männer“ bezog sich in ihrem Beitrag für die Zeitschrift „darum – Magazin aus Mission und Ökumene“ der „Evangelischen Mission in Solidarität“ auf die Wortwahl in Jeremia 13,23. Dort steht: „Kann etwa ein Mohr seine Haut wandeln oder ein Panther seine Flecken?“ In der Wissenschaft gelte der Begriff „Mohr“ heute aufgrund seiner kolonialen Negativbedeutung als rassistisch und werde nicht mehr verwendet, monierte sie.

Der Lenkungsausschuß der Lutherbibelrevision habe den Begriff aber beibehalten und damit aus dem hebräischen Wort „Kuschit“ an dieser Stelle einen „Rasse“-Begriff gemacht. Mit „Kuschit“ sei ein Mensch aus einer Region Afrikas gemeint. Wollrads theologische Kritik: „Die Übersetzer verlagerten den Fokus von der Geographie – ein Mensch einer bestimmten Region – auf die Gattung – ein Mensch der Sorte ‘Schwarz’.“

EKD weist Kritik zurück

Die Bibel aber kenne keine „Rassen“ und keine Hautfarben: „Die Übersetzer der Lutherbibel vernebeln diese Wahrheit, schlimmer noch, sie rassifizieren den Text, indem sie das Wort ‘Mohr’ eintragen.“ Alle anderen neuen Bibelübersetzungen hätten rassistische Begriffe gestrichen und entschieden sich entweder für „Schwarzer“ oder „Kuschit“.

Die Evangelische Kirche in Deutschland habe es geschafft, „sich für die Beteiligung deutscher Pfarrer an kolonialer Gewalt in Namibia zu entschuldigen, aber sie bringt es nicht fertig, einen rassistischen Begriff aus der Bibelübersetzung zu streichen“, schrieb Wollrad.

Der Theologische Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Thies Gundlach, kann die Kritik nicht nachvollziehen. Die EKD warne immer wieder vor Skandalisierungen und Tribunalisierungen im Netz, teilte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit: „Das schließt aber offenbar nicht aus, daß innerhalb der EKD mit viel zu großem Besteck hantiert wird.“ Man könne über die Übersetzung einer Stelle streiten, „aber mit der Skandalisierungskategorie ‘Rassismus’ ist jede sachliche Diskussion auf die Ebene der Gesinnung gehoben. Das ist gerade bei schwierigen exegetischen Fragen nicht hilfreich.“ (idea/tb)

Luther-Bibel Foto: picture alliance/ dpa
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